Ich, Seppi, bin geboren am 01.01.2012, in der Silvesternacht hat mich Mama "Sofie" zur Welt gebracht...

   

Von meinem Papa "Samweis" habe ich die schwarze Farbe und das quirlige Temperament geerbt, das hübsche Gesicht kommt von meiner Mama.

 

Die Denkerstirn habe ich durch meine grenzenlose Ernsthaftigkeit :-)

 

 





DAS


SIND


WIR:

 

Ich, Ernie, bin am 29.05.2015 in der Turmbergzucht zur Welt gekommen.

 

Meine Mama ist "Gin vom Vogelsang" und mein Papa "Worf vom Odenwald".

 

Mit meiner Farbe hab ich meine neuen Mitbewohner überrascht, denn meine Mama ist schwarz und mein Papa silbergrau (platinum)...

 

Ich, Rudi, bin am 09.04.2013 auf die Welt gekommen und mußte sie schon am 17.04.2015 wieder verlassen.

 

Meine Mama ist "Gin vom Vogelsang" und mein Papa der stolze Apricot-Rüde "Cäsar vom Michaelsberg".

 

Leider hatte ich Lymphdrüsenkrebs und habe den Kampf trotz Chemo verloren...

Rudis Tagebuch

18.-21.11.2014

 

Wir müssen Rudi zitternd und mit großen Schmerzen in die Notaufnahme der Tierklinik bringen. Dort ergibt sich nach Abtasten des Bauches daß er eventuell einen Fremdkörper verschluckt haben könnte. Also Röntgen - kein Ergebnis. Nach Hinzuziehen des Chefarztes und einem Ultraschall zeigt sich auf dem Monitor ein großer Schatten. Kein Fremdkörper, aber eine riesige Gewebeanomalie, vermutlich ein Knoten...

Das Punktieren des Bauches läßt der Knirps zwar immer noch zitternd aber ohne einen Mucks über sich ergehen. So kennen wir ihn überhaupt nicht, total ruhig, teilnahmslos und mit sich und seinen Schmerzen beschäftigt. Es müssen Qualen für ihn sein.

Die Untersuchung ergibt daß das Gewebe nicht zuzuordnen ist, es muß zur weiteren Beurteilung in die Pathologie.

Wir müssen ihn in der Klinik lassen, er braucht Intensivpflege und Infusionen. Prognose: wenn er sich nicht über Nacht erholt sieht es schlecht aus.

Bis das Laborergebnis der Proben da ist heißt es abwarten. Wir wachen mit den Handys neben uns die Nacht durch, es hieß sobald sich Rudis Zustand verschlechtern sollte bekämen wir einen Anruf.

Endloses Warten, vormittags nach der Visite berichtet man uns daß sein Zustand stabil sei. Er wollte jedoch nichts fressen - dann geht es ihm richtig schlecht!

Zu Hause ist es ruhig, kein Knödel-Gebell wenn jemand zur Tür rein kommt, kein überschwenglicher Freudentanz wenn jemand morgens aufsteht und ins Wohnzimmer kommt!

 

Auch am nächsten Tag noch kein Ergebnis, wieder Abwarten, Bangen, Hoffen, Heulen...der Zustand sei immer noch stabil, die Antibiotika schlagen an, er hat ein wenig gefressen über Nacht. Ein Lichtblick!

 

Am dritten Tag endlich der Anruf daß es sich bei den entnommenen Proben um nekrotes (totes) Gewebe unbekannten Ursprungs handelt, NICHT um einen Tumor oder eine Pilzinfektion, allerdings schwer entzündet. Freudentanz!

Wir dürfen ihn ENDLICH abends abholen, endlich eine gute Nachricht auf die wir quälend lange gehofft haben!

Nun heißt es Abwarten und ihn schonen, die Entzündung muß vom Körper abgebaut werden. Er benimmt sich wie sonst, beim Abholen hat er sich fast überschlagen vor Freude, zu Hause erst mal Rambazamba gemacht und dann sein Revier auf der Wiese ausgiebig neu markiert...

Er bekommt nun eine AB-Kombination, Schmerzmittel und Entzündungshemmer.

 

 



24.11.2014




Nach zweimal nächtlichem Erbrechen müssen wir mit Rudi wieder in die Klinik. Er verträgt die Medikamente nicht, somit stocken wir mit Magenschonern auf. Es klappt, er behält danach alles bei sich.

 

 

27.11.2014:

Kontrolle mit erneuter Blutentnahme, Fieber messen, danach alles wie immer, keine Auffälligkeiten, weder in Stuhlgang noch in Verhalten.

 

18.12.2014:

Kontrolle in der Klinik, nochmals Blutentnahme, auch erneut auf Bakterien. Alles unauffällig. Die Entzündungswerte sind besser. Weitermachen mit AB, Schmerzmitteln, Magenschonern, Entzündungshemmern.

 

23.12.2014.:

Der Schatten ist nach wie vor auf dem Ultraschall erkennbar. Nichts hat sich verändert! Nochmals Blutwerte getestet. Rudi ist fit, ein Quatschkopf wie immer, nur die Tierklinik ist überhaupt nicht sein Fall.

Man hört ihn schon bevor man ihn sieht, er beschimpft lauthals beim Eintreten Mitpatienten, Personal und die Gesamtsituation. Also kein Grund sich über sein Verhalten zu sorgen...

 

28.12.2014:

Tagsüber zweimal Stuhlgang, es ist zu flüssig und sieht ziemlich dunkel und rotbraun aus. Abends plötzlich blutiger Durchfall. Wieder den Zwerg eingepackt, wir fahren mit schlechtem Gefühl in die Klinik. Seppi versteht die Welt nicht mehr daß wir im Dunkeln das Haus verlassen - OHNE IHN.

 

In der Klinik Untersuchung, Fieber messen, Blutentnahme, keine Auffälligkeiten bis auf das Blut im Stuhl.

Dort vereinbaren wir für zwei Tage später einen Termin zur Probelaparotomie. Das Blut im Kot ist mit Rudis Vorgeschichte besorgniserregend. So kann es nicht weitergehen. Die Chirurgin und Klinikchefin wird unseren Zwerg operieren und versuchen, ihn von diesem Knoten zu befreien. Wir fahren wieder nach Hause und warten sehnsüchtig auf den Termin am Dienstag, der ihm hoffentlich endlich die Genesung bringt.

 

30.12.2014

Wir liefern unseren Patienten morgens ab. Die OP wird zwischen 11 und 13 Uhr gemacht. Gegen 15 Uhr können wir mit einem Zustandsbericht rechnen. Wir lassen ihn in guten Händen und hoffen daß der Tag schnell vorbei geht.

 

Um zwölf (viel zu früh!!!!!!!) klingelt das Telefon....EINE SCHLECHTE NACHRICHT. Rudi liegt noch auf dem OP-Tisch, die Chirurgin hat ihn geöffnet und gesehen daß dieser Monsterknoten schon mit Darm- und umliegenden Gewebe verwachsen und verklebt ist. Es sei unmöglich ihn zu entfernen. Sie vermutet daß es doch Krebs ist. An einer Stelle ist Blut in Darm und Bauchraum ausgetreten, daher der blutige Durchfall. Es kann nichts weggeschnitten werden, falls das Ding tumorös ist wird es sonst erst recht streuen. Wenn es "nur" eine Entzündung ist muß diese sich verkleinern und vom Körper selbstständig abgebaut werden, sonst ist eine schlechte Prognose genauso voraussichtlich. Ob es nicht besser wäre Rudi nicht mehr aufwachen zu lassen...?

 

KAAAWUUUMMMMM

 

Wir fallen in Ohnmacht, brechen zusammen, verstehen die Welt nicht mehr, versuchen zu begreifen, verstehen nichts was war, heulen und versuchen eine Entscheidung zu treffen auf die ein OP-Team in diesen Minuten wartet...mit einer kalten Faust im Magen entscheiden wir zu kämpfen.

Wir wollen und können nicht unseren kleinen Goldschatz aufgeben, er ist doch nicht mal zwei Jahre alt!!!! Wir müssen mal wieder das Laborergebnis der entnommenen Gewebescheibchen abwarten.

 

Er wird wieder zugenäht, wacht planmäßig auf, wird aber zur Kontrolle über Nacht in der Klinik behalten.

Am Silvestermorgen holen wir ihn ab. Er ist quietschfidel, rennt ins Wartezimmer, scheißt erstmal alle Anwesenden zusammen und sieht in seinem Schon-Body zum Schreien süß aus...wir sind heilfroh daß er so gut drauf ist und alles gut überstanden hat, aber trauen sich zu freuen geht nicht mehr.

 

 

 

 

 

07.01.2015

 

Heute muß doch ein Anruf vom Labor kommen! Silvester und die Feiertage haben wir endlich hinter uns gebracht. Rudi hat Schmerzen von der OP, wir erhöhen vorübergehend die Schmerzmittel und er ist gut drauf, frißt mit Appetit, spielt, bellt und vor allem ist der Blutdurchfall verschwunden!!!

 

Marco fährt selbst abends in der Klinik vorbei weil wir endlich Klarheit wollen und immer noch niemand zurück gerufen hat.

Die Proben haben ergeben daß es sich NICHT um einen Tumor handelt sonder um eine schwere Entzündung! - Zumindest nicht die die an dieser Stelle des Knotens entnommen wurden, fügte die Ärztin hinzu.

Wieder Erleichterung, Freudentaumel, allerdings nicht grenzenlos - es heißt wir sollen uns über das Ergebnis nicht allzu sehr freuen, da selbst die Entzündung noch übel ausgehen kann. Rudi bekommt nun Cortison als Entzündungshemmer.

 

Wir machen weiter, freuen uns nun doch ein wenig auf eine Woche Familienurlaub. Einen Tag bevor wir losfahren werden die Fäden gezogen. Durchatmen. Nun darf Rudi auch mal eine größere Gassirunde drehen. Er ist immer noch ein bißchen geschwächt aber es freut uns daß es ihm jeden Tag besser zu gehen scheint. Nach anderthalb Tagen in denen ihm kein Kotabsetzen gelingen wollte macht er wieder seine täglichen zwei Haufen. Somit scheint die Umstellung auf das Cortison-Medikament erfolgreich geklappt zu haben.

Bestimmt ergibt der nächste Kontrolltermin daß die Entzündung zurückgegangen und der Knoten sich verkleinert hat! So MUß es sein!!!

 

 

20.01.2015

 

Rudi hat abgenommen, trotz großer Nahrungsaufnahme wird er zusehends dünner. Von den 8,5 kg die er einmal hatte sind jetzt nur noch 7,6 kg übrig.

Er bekommt rohes Fleisch, einen kleinen Anteil Gemüse und Kohlenhydrate, Ziegenmilch, abwechselnd Leinöl oder Lachsöl und fetten Quark damit er zunimmt.

Er setzt prächtig geformte braune Kothaufen ab die von uns jedes Mal mit Freude begrüßt und gefeiert werden. Allerdings bekommt er nichts auf die Rippen. Wir wollen deshalb und generell endlich was von den Medikamenten absetzen die er jetzt seit zwei Monaten durchgehend bekommt.

 

 

21.01.2015

 

Klinikbesuch vor dem eigentlichen Kontrolltermin. Rudi hat heute morgen nichts fressen wollen und zieht schon wieder seinen Buckel hoch, er hat Schmerzen!

Der Ultraschall ergibt ..... daß sich NICHTS getan hat!

 

Der Knoten ist unverändert da, die Entzündung ist wieder aktiv, deshalb hat er lose Flüssigkeit im Bauchraum und wieder Schmerzen.

 

Tiefer kann ein Loch nicht sein in das man fällt!

 

Wir müssen ihn wieder dort allein an Infusionen zurücklassen, der Arzt ist genauso enttäuscht und verspricht in seiner Ratlosigkeit heute mit verschiedenen Darmspezialisten zu telefonieren ob die einen Lösungsvorschlag haben. Entweder es gibt eine Option die uns weiter bringt oder wir sollen abwägen ob wir ihm ein Leben mit permanenter Medikation, ständig wieder aufflammender Entzündung, Schmerzen und Klinikbesuchen zumuten wollen...

Wieder unsere Welt die zusammen bricht! 

 

Mittags ruft der Klinikchef an, er hat einen Kontakt hergestellt zur Tierklinik Hofheim, wir sollen dort zur Untersuchung vorbei kommen. Nächster freier Termin nächste Woche oder heute um 17 Uhr? Keine Frage, keine Zeit verlieren, Feierabend machen, ins Auto, in die Klinik, Rudi einpacken und ab auf die Autobahn!

Nach knapp zwei Stunden Fahrt endlich in der Klinik angekommen. Ein riesiges Gebäude mit eigenem Labor, Chirurgie, Rehazentrum, Onkologie-Abteilung etc... auf der Empfangstheke stehen ca. 30 Visitenkarten der verschiedenen Spezialisten in diesem Haus.

Die behandelnde Ärztin möchte alles nochmal genau wissen, alles nochmal von vorne aufrollen um sich ein unabhängiges Bild zu machen.

Den üblichen Ultraschall kennen wir, auf den Rücken gedreht und los. Es scheint als seien die Lymphknoten zusätzlich etwas geschwollen stellt sie fest, ob in der Chirurgie was frei sein wird weiß sie nicht und ob das verwachsene Gewebe entfernt werden kann wird sich zeigen wenn jemand einen Blick in den Bauchraum werfen konnte. Davor muß eine Punktierung und eine Blutwerte-Untersuchung gemacht werden.

Wieder muß ich Rudi beim Festhalten in die Augen gucken, zweimal werden Proben mit einer Nadel aus dem Bauchraum gezogen und er gibt trotz Angst und Schmerzen keinen Mucks von sich.

Dann betreten nach zwanzig Minuten Warten die Ärztin und ein Mann der sich als Onkologe vorstellt wieder den Raum. Die Analyse hat ergeben, daß es sich bei Rudis Knoten um einen Tumor handelt.

 

OHNMACHT

 

Er hat ein malignes Lymphom, also Lymphdrüsenkrebs.

 

Durch eine graue Wand ist es fast unmöglich die Menge an Informationen aufzunehmen die uns gerade mitgeteilt werden. Es klingelt in den Ohren KREBSKREBSKREBS...unmöglich! Er ist verdammt nochmal nicht mal zwei Jahre alt!!!!

Was haben wir für Möglichkeiten?

Chemo? Wollen wir ihm das antun? Keine Heilungsmöglichkeiten, Palliative Therapie, nur eine gute Lebensqualität, vielleicht zwei Wochen, vielleicht zwei Monate, vielleicht (in 10% von 100 Fällen) zwei Jahre???? Der Onkologe macht keine Hoffnung, wahrscheinlich weil es keine gibt. Er verschönert nichts und erweckt auch keinen Einruck auf Heilungschancen.

Um Himmels Willen. Marco anrufen. Was machen wir? Aufgeben? Kämpfen? Gegen diesen Gegner? Aussichtslos? Hoffnung? Fragen über Fragen, warum entscheidet keiner für uns?

 

Zehn Minuten später: Wir wollen ihn nicht aufgeben. Wir möchten eine Chemo starten, heute noch, um ihn nicht jetzt schon aus dem Leben verabschieden zu müssen! Er soll es gut haben bis dahin, er ist noch jung, wir schaffen das mit ihm, wir stehen auch das mit ihm durch, den Versuch allein sind wir ihm doch schuldig! Wir könnten uns nie wieder in die Augen gucken wenn wir uns fragen müßten was wäre gewesen wenn wir nicht so schnell aufgegeben hätten?

 

Nach der Vorbereitung und Aufklärung durch den Onkologen fließt das erste Chemo-Medikament in Rudis Blutbahn. Den Zugang hatte er noch von den Infusionen die er tagsüber bekommen hat. Die Medikamente für die nächsten zwei Anwendungen bekommen wir eingepackt, die können in unserer Tierklinik verabreicht werden. Das heißt alle zwei, drei Wochen nach Hofheim fahren. EGAL.

Kurz noch unseren betreuenden Arzt in Iffezheim angerufen, er hatte gebeten ihm die Ergebnisse und Erkenntnisse mitzuteilen, egal wie spät es ist. Er ist einverstanden mit unserer Entscheidung und hofft weiter mit uns.

 

Hoffnung? Gibt es sowas? Wir haben verlernt zu hoffen.

 

Wir sind müde, kaputt vom Tag und verlassen die Klinik um uns wieder ins Auto zu setzen und enttäuscht die zweistündige Heimreise anzutreten. So haben wir uns den Ausgang des Tages nicht vorgestellt. Gibt es noch mehr Ungerechtigkeit für so ein kleines hilfloses tapferes Wesen???

 

 

 

23.01.2015

 

Gestern Abend hat er nur zögerlich gefressen, heute morgen so gut wie gar nicht. Eingetroffen in der Tierklinik Iffezheim zum Verabreichen der Chemo-Injektion. Wir müssen noch zusätzlich eine halbe Stunde abwarten um eventuelle allergische Reaktionen auszuschließen. Er verhält sich ruhig und unauffällig. Tagsüber schläft er nur, ist schlapp und antriebslos, will nichts fressen (!).

Nachmittags geht es los: er fängt an zu zittern. Ihm geht es schlecht. Die Nebenwirkungen fangen an. Wir wollen was tun, ihm alles erleichtern, nochmal in die Klinik und er bekommt ein Medikament gegen Magenschmerzen gespritzt.

Zu Hause das Gleiche - Schüttelfrost, mittlerweile permanent, aber er versucht zu schlafen. Bei ihm auf der Couch, keine Minute Schlaf, nur Beobachten, Mitleiden, Heulen.

 

Zwei Uhr nachts: er kommt nicht zur Ruhe, sitzt mit hängenden Ohren da, guckt rum, schnauft und zittert vor sich hin.

 

Drei Uhr nachts: schlimmer Durchfall, er kann kaum laufen und stehen, fängt an Unmengen zu trinken. Fressen jeglicher Art verweigert er. Wir flößen ihm Rinderbrühe und Fleischbrei per Spritze ein damit er Elektrolyte und wenigstens irgendetwas in den Magen bekommt. Weiterhin Schlottern, Zittern, Schüttelfrost. Es ist ganz schrecklich!

 

Vier Uhr nachts: wir entscheiden am nächsten Morgen in die Klinik zu fahren und ihn nicht weiter zu quälen. Wir haben uns damit abgefunden daß er die Chemo nicht schaffen und die Nacht geschweige denn den nächsten Tag nicht überleben wird. Wobei es für das Wort "abgefunden" kein passenderes anderes gibt. Wir können uns GAR NICHT mit dieser Tatsache abfinden.

Aber wir können auch nicht so egoistisch sein und ihn unter solchen Umständen an uns reißen und weiterleben lassen nur damit wir ihn noch eine Weile behalten dürfen. Die Nacht ist die Furchtbarste bisher und die Aussichtsloseste. Wir geben auf. Wir sind auf dem Boden der Tatsachen angekommen.

 

Sechs Uhr morgens: das Zittern hat nun aufgehört. Man hört ihn tief atmen, er liegt in seiner Höhle und kann endlich schlafen! Weiter wach bleiben, Kaffee, Fernsehen, Ablenken und Lauschen...

 

Acht Uhr morgens: wir trauen unseren Augen kaum als er aus seiner Höhle getapst kommt um Marco in die Küche zu folgen und zu gucken was es zu essen gibt! Vorsichtig ein Bröckchen Hackfleisch angeboten - er frißt!!!

Er sieht mitgenommen aus, ist schlapp, aber er läuft rum, zittert nicht mehr und vor allem er frißt!!!!

Wir finden schnell raus daß er nicht viel fressen will. Das, was gut wäre (Hähnchen gekocht mit Reis und Hüttenkäse) widert ihn an. Egal! Er soll alles bekommen was ihm schmeckt! Er will Wienerle, Leckerlis und Trockenfleisch? Soll er haben! Hauptsache er frißt!

 

Beratschlagung und Einigkeit daß wir ihn SO heute nicht einschläfern lassen werden!

 

Tagsüber wird er zusehends aktiver, springt wieder allein auf die Couch, will bei uns sein und nicht mehr seine Ruhe haben! Wir füttern aus der Hand, alle ein, zwei Stunden abwechselnd ein paar Leckerli, Fleischwurst, Hähnchen...Er trinkt weiterhin viel, haben ihm etwas Fleischbrühe ins Trinkwasser getan. Der Durchfall ist immer noch schlimm und dünnflüssig, aber sein Allgemeinzustand ist gut. Nach einem Anruf in der Klinik sollen wir abwarten ob es morgen besser ist, ansonsten nochmal für eine Spritze gegen Übelkeit vorbei kommen.

 

Wir haben für uns nun beschlossen abzuwarten ob der Rest der Chemo weiter so schlimm für ihn verlaufen wird. Das wollen wir ihm nicht mehr zumuten, unter keinen Umständen soll er nochmal so eine Nacht wie die Letzte erleben müssen. Wir wollen uns beim nächsten Termin mit dem Arzt besprechen und notfalls handeln - in Rudis Interesse.

 

24.01.2014

 

Heute ist ein toller Tag! Er flitzt durchs Haus, will dabei sein, schleppt Spielis rum um sie zum Quietschen zu bringen und frißt ALLES!

Endlich mag er sein Hähnchen mit Reis und Frischkäse, vielleicht wird nun im Laufe des Tages der Durchfall besser, wir fahren heute NICHT in die Klinik!

 

 

 

 

27.01.2015

 

Heute gewogen - 7,8 kg! Endlich etwas mehr auf den Rippen und der Durchfall ist auch bißchen besser... Rudi benimmt sich als wenn nie etwas gewesen wäre! Er ist lebhaft, holt einen morgens im Badezimmer ab, freut sich auf sein Frühstück, ist zutraulich und sieht für die lezttägigen Zustände gesund aus. Morgen nach der nächsten Behandlung sehen wir weiter.



28.01.2015


Heute morgen in der Klinik nach Blutabnahme und guten Werten das nächste Medikament als Tabletten bekommen. Keine Reaktion darauf, mittlerweile haben wir 22 Uhr.


Sogar der angekündigte Durst und ständiges Wasser lassen blieb aus, der Appetit ist nach wie vor groß.  Ab jetzt darf uns der radioaktive Knödel nicht mehr küssen...

Wir haben heute Abend Spaß auf der Couch.

05.02.2015

 

Gestern waren wir zur nächsten Infusion in der Tierklinik. Alles ein bißchen aufregend und unangenehm, die Venen der Vorderbeine sind zu, somit mußte der Zugang nun in ein Hinterbein gelegt werden. Ansonsten war unser Zwerg sehr tapfer, ließ alles über sich ergehen, diesmal sogar ohne Zittern. Erst Blutabnahme um die Werte zu bestimmen und dann tropfte die ca. 5minütige Infusion durch den Schlauch ins Beinchen. Kurz noch nen Angeber-Verband drum und schon zog mich der Wichtel wieder aus der Klinik.

Heute Morgen ist er nicht ganz so agil, er frißt etwas langsamer als sonst. Abends ist er wieder komplett der Alte, tobt und rennt als wenn nix wäre...er sieht gesünder aus, hat jetzt sogar schon 8 kg!

Wenn man es nur begreifen könnte - wenn er so ist wie jetzt glaubt keiner daß er todkrank ist! Wir sind froh daß alles so gut verläuft, er bekam gestern eine Tablette gegen Übelkeit, danach hat er nicht ein einziges Mal gebrochen. Es ist wirklich unfaßbar wie gut es ihm geht...

11.02.2015


Heute nächster Behandlungstermin. Wie gewohnt zuerst die Blutwerte-Bestimmung. Es ist für Rudi unangenehm auf die Seite gelegt und festgehalten zu werden. Ich leide wie immer mit. Bis der Zwerg (liegend) mit der Zunge nach dem Leckerli angelt was auf dem Tisch vor seiner Nase liegt! Ich muß schmunzeln und sollte mir ein Beispiel nehmen wie tapfer er ist :-)

Sogar als die Infusion in die Vene tropft hat er Appetit auf Leckerlis, er sitzt am Boden, gibt Pfote, macht Platz und bringt die Helferin und mich zum Lachen - er ist ein großartiges Kerlchen mit einem Herz was unmöglich in so einen kleinen Körper passen kann...

Zu Hause ist der Knirps etwas müde, aber ansonsten zeigt er keinerlei Anzeichen daß es ihm in irgendeiner Form schlecht geht. Die nächsten zwei Wochen haben wir Behandlungspause und wir freuen uns sehr über unseren "alten" Knödel.

                                               20.02.2015:         8,3 Kg :-)
20.02.2015: 8,3 Kg :-)
22.02.2015: Riesenspaß im Wald!
22.02.2015: Riesenspaß im Wald!

26.02.2015


Gestern war der erste Tag vom 2. Zyklus, nach zwei Wochen Pause und Durchatmen ging es wieder in die Tierklinik zur nächsten Infusion. Alle Blutwerte sind tiptop, nach einer Dreiviertelstunde verlassen wir unseren Stammplatz im Behandlungszimmer. Die Nacht war ruhig und ohne Vorkommnisse, heute morgen hat Rudi hat das Frühstück verschmäht, etwas übel ist ihm - wie vom Doc angekündigt. Leckerlis und Wurst oder Käse schmecken trotzdem! Mittlerweile hat er die Tagesration vertilgt und bis heute Abend keinen Durchfall...

Er ist der tapferste kleine Kämpfer den wir kennen!

 

12.03./19.03. 2015

 

Auch die zwei letzten Behandlungen des zweiten Zyklus' hat unser Knödel ohne besondere Vorkomnisse gemeistert. Die Blutwerte sind jedes Mal optimal, er zeigt bis auf einen Tag Müdigkeit und meist 1-2 Tage Durchfall keine Nebenwirkungen der Chemo an. Seine Haut ist dunkler geworden, er verliert gerade mehr Haare - was aber wohl dem Winterfell zuschulden kommt welches gewechselt werden will. Pünklich zur zweiwöchigen Pause herrscht Frühlingswetter und der Zwerg besteht jeden Tag auf seiner Runde Fußball, mit Kopfschütteln freue ich mir ein Loch in die Mütze daß er davon nicht genug bekommen kann... :-)

 

 


01.04./08.04.2015


Der dritte Zyklus hat begonnen. Mittlerweile haben wir nach unserem Besuch bei einer Heilpraktikerin ein paar Futterzutaten verändert. Somit sollen die Ausscheidungsorgane Nieren und Leber besser unterstützt werden. Nach der Modifizierung ist der Durchfall noch weniger geworden. Knödel geht es bis auf ein bißchen Müdigkeit nach der heutigen Infusion super. Er genießt mit Cousin Seppi die warmen Sonnenstrahlen...

 +17.04.2015

 

 

Rudi möchte sich bei allen Familienmitgliedern, Freunden, Kumpels, Mitfühlenden und -fiebernden, Hoffenden, Streichlern, Daumendrückern, Untertanen, Begleitern, Futterspendern, Unterstützern und allen die ihn liebten bedanken.

 

Wir mußten ihn heute unerwartet auf seine letzte Reise ins Regenbogenland zu unserem Loysi und seinem Papa Cäsar schicken.

 

 

 

Seit Sonntagabend ging es Knödel das erste Mal während der Chemo nicht gut. Beim Ultraschall wurde dann festgestellt das der Tumor statt kleiner größer geworden ist...aufgrund dieser (mal wieder) niederschmetternden und unbegreiflichen Diagnose haben wir die Chemo abgebrochen und mussten ihn heute das letzte Mal in die Tierklinik bringen.

Nach einem vielversprechend begonnenen und nun doch verlorenen Kampf mußten wir in seinem Interesse handeln und einen bärenstarken, lebenshungrigen und großartigen kleinen Clown gehen lassen.

 

Wir sind erschüttert, gelähmt und tieftraurig.

Warum hat ausgerechnet diese kleine treue Seele die Arschkarte vom Leben bekommen???

 

Selbst wenn man sich vorbereiten kann ist es für uns doch unerträglich schmerzhaft.

Seppi hat die nächsten Wochen viel Arbeit als Seelentröster vor sich und wir wissen er wird sie gut machen...

 

 

 



Lieber kleiner tapferer Knödel!

 

 

Danke, daß Du uns JEDEN Tag zum Lachen gebracht hast!

 

Danke, daß Du mir immer an den Fersen hingst und jeden Tag mein Schatten warst!

 

Danke, daß Du trotz Deiner Krankheit mit der schrecklichen Diagnose nie aufgeben und Dich nie unterkriegen lassen wolltest,

Du hast uns gelehrt was "tapfer sein" wirklich bedeutet!

 

Danke, daß Du uns bis gestern gezeigt hast wie man richtig Fußball spielt!

 

Danke, für jedes lustige Geräusch das Du von Dir gegeben hast (manche davon konnten wir sogar riechen...)!

 

Danke, daß Du Deinem Kumpel Seppi so tolle Keilerein geliefert und genauso viele Schmuseeinheiten beschert hast!

 

Danke, daß Du uns den Rücken freigehalten hast jedes Mal wenn wir die Kühlschranktür öffneten!

 

Danke für jedes einzelne Haar und jeden Klumpen Dreck den Du pflichtbewußt im Haus verteilt hast!

 

Danke für Deine Nachtwache vor der Schlafzimmertür!

 

Danke für Deine kompetente Grundstücksbewachung vor jedem Passanten, Radfahrer, Jogger, Gassigeher, Besucher oder Nachbar

- wir fühlten uns sicher!

 

Danke, daß Du uns immer wieder aufs Neue entzückt, belustigt und bereichert hast...

 

Wir lieben Dich jeden Tag!

 

 

Rudi 16.04.2015   -  man sieht ihm immer noch nichts an...R.I.P.
Rudi 16.04.2015 - man sieht ihm immer noch nichts an...R.I.P.